Zimmer von Edmund

Ich blickte aus der gläsernen Wand auf den Fluss.
Meine Gedanken wanderten durch meine Erlebnisse des letzten Jahres.
Meines ersten Jahres bei den Cullens.
Meines ersten Jahres als Mitglied dieser Familie.
Ich hatte schon jetzt einen Platz in ihren Herzen - und sie in meinem - und eigentlich war es so, als wäre ich schon immer ein Mitglied der Familie gewesen.
Edward hatte mir, großzügig wie er nun mal war, sein Zimmer überlassen. Obwohl er ohnehin lieber mit Bella und Nessie in ihrem kleinen Häuschen war, hatte ich dennoch ein schlechtes Gewissen deswegen.
Ich hatte mich im laufe des Jahres daran gewöhnt.
Mein Fuhrpark - Ja! Ich hatte eine Schwäche für Autos und Motorräder. - hatte ich in der Garage der Cullen (die zum Glück sehr groß war) geparkt und Emmett war besonders an meiner Kawasaki ZZR 250 (das beste Motorrad der Welt - meiner Meinung nach) interessiert.
Ich war eigen in dieser einen Sache.
Er durfte alle Autos fahren - liebend gern sogar- aber mein Baby ließ ich niemanden fahren.
Ich grinste.
Emmett hatte es doch immer wieder versucht und auch Jacob, der Werwolf, hatte ein Auge auf meine Maschine geworfen.
Ich grinste und schüttelte langsam den Kopf.
Die CD, welche in abspielte, endete grade und aus der Musikanlage kam nichts mehr.
Ich konnte sie hören ... Die Gedanken von Edward.
Bellas Gedanken waren für mich, genau wie für Edward, stumm. Ich wusste, dass das ihn immer wieder wurmte.
Ich fand es einfach nur toll.
Für ihre Privatsphäre war ich nicht der Scheiterhaufen.
Ich genoss es immer, mit ihr zusammen zu sein.
Plötzlich hörte ich noch andere Gedanken.
Ich komm jetzt rein.
Einen kleinen Augenblick später sprang Alice durch das offene Zimmerfenster.

Ich sprang durch das offene Fenster.
Ich hatte es eilig gehabt, war frühzeitig von dem Jagdausflug zurückgekommen.
Eine Vision - oder eher das Fehlen einer Vision - hatte mich zurückgetrieben.
Ich hatte während der Jagd Visionen über meine Familie dahinplätschern lassen. Als diese Visionen bei Edmund angekommen waren, war etwas merkwürdiges passiert.
Ich hatte ihn in der Schule gesehen (Edmund spielte die Rolle eines 17 Jährigen) und dann war die Vision nicht verschwunden aber auf merkwürdige Art verschwommen.
Während ich die Vision jetzt noch mal durch meinen Kopf streifen ließ wusste ich, dass Matthew sie in meinem Gedanken sehen konnte.
"Hast du irgendwas vor?", fragte ich und beäugteihn neugierig.

Ich verfolgte die Vision in Alice Gedanken.
Es war merkwürdig.
Warum war die Vision verschwommen?
"Ich habe nichts besonderes geplant.", antwortete ich auf Alice Frage.
Ich ließ meine eigene Gabe - den zweiten Zweig meiner Gabe - aufkommen.
Kurze Zeit später schnaubte ich.
"Nie kann ich meine eigenen zukünftigen Gedanken sehen.", grummelte ich.
Es war wirklich deprimierend.
Ich war in der Lage zukünftige Gedanken zu sehen. Es waren praktisch Visionen der Zukunft aus der Perspektive einer bestimmten Person. Doch noch nie hatte ich dies bei mir selber gekonnt. Noch nie hatte ich meine eigenen gedankliche Zukunft gesehen.

"Deine Vision würde deine Gedanken zu sehr beeinflussen. Dadurch das du es siehst, würde sich alles ändern, deswegen kannst du es erst gar nicht sehen."
Ich verzog etwas das Gesicht.
"Macht das Sinn?", fragte ich und gluckste. "Was für ein wirres Gerede."
Ich wand mich um und schaltete die Musik wieder an.
Editors - No Sound but the Wind
Ich verdrehte die Augen.
"Ehrlich, du bist schlimmer als Edward."

Ich rollte mit den Augen.
"Lass mich doch."
Ich hörte den leichten Regen, der gegen die Scheiben tropfte. Es lenkte mich etwas ab von den Gedanken von Alice und Edward.
Es ist alles okay. Alice hatte nur eine etwas verwirrende Version über mich. Ich übertrug meine Gedanken zu Edward.
Natürlich hatte auch er Alice Gedanken gehört.
Ich wollte nicht, dass er sich unnötig Sorgen machte.
Er hatte ohnehin selten ein so ruhiges Haus.
Ich drehte mich wieder zu Alice, welche mich aufmerksam musterte.
"Sprich dich schon aus!", stöhnte ich.

Es verwirrt mich einfach, diese verschwommene Vision., dachte ich.
Ich drehte die Musik etwas auf. Eigentlich gefiel mir die Musik ganz gut.
Ich verstehe nicht, warum sie verschwommen ist. Und warum es nur bei dir verschwommen ist.
Ich konzentrierte mich aber die Vision wurde einfach nicht klarer.
"Ist ist zum Verrückt werden.", grummelte ich.

"Vielleicht das Rudel?", fragte ich ziemlich halbherzig.
Im Grunde interessierte es mich nicht, warum die Vision verschwommen war.
Ich sah darin nicht gefährliches.
Ich sah in ihren Gedanken, dass sie die Vision von allen Seiten betrachtete. Sie suchte nach einer Unregelmäßigkeit ... fand aber keine.
Der Song endete und der nächste begann.
Iron & Wine - Flightless Bird
Ich schloss die Augen.
Dieser Song war einer der schönsten, den ich in meinen über zweihundert Jahren Existenz je gehört hatte.

Ich schüttelte den Kopf.
"Dann würde ich gar nichts mehr sehen.", erklärte ich.
Habe ich ihm das nicht schon zig mal erklärt?, fragte ich mich und streckte ihm die Zunge raus denn er konnte meine Gedanken ja hören.
Ich fing an zu tanzen.
Das Lied war wirklich gut.
Du hast ja doch Geschmack., dachte ich etwas gehässig.
"Ich werde mich mal umziehen gehen. Jasper kommt bald von der Jagd zurück."
Ich klopfte Edmund auf ide Schulter und verließ dann den Raum.


Schlafzimmer von Alice und Jasper

"Stimmt. Das Rudel blockiert deine Visionen ja komplett."
Ich verkniff es mir, ihre Gedanken zu kommentieren und lächelte nur matt.
Alice war einfach eine Nummer für sich.
Als Alice mein Zimmer verlassen hatte, wand ich mich wieder dem Fenster zu und schaute ins Leere.
Bald würde ich mich auf den Weg zur Schule machen müssen.
Ich seufzte.
Die High School war nicht grade das Beste an der Rolle, welche ich zu spielen hatte.


Forks High School