Ich stand im geräumigen, hellen Wohnzimmer der Familie Cullen und die Familienmitglieder saßen im Raum verteilt.
Sie waren nicht überrascht gewesen über mein Erscheinen. Sie hatten mich bereits erwartet gehabt.
Alice Cullen, die kleine elfenhafte Hellseherin, hatte mein Kommen bereits vorhergesehen gehabt. Sie saß neben ihrer "Mutter" Esme auf dem Sofa und lächelte mich an.
Emmett, der hünenhafte Kämpfer, und Jasper, der erfahrene Stratege, standen nicht weit von mir entfernt und ich spürte die Kampfbereitschaft in ihren Gedanken.
Edward stand hinter dem Sofa und erforschte unablässig meine Gedanken. Es war merkwürdig. Ich las seine Gedanken, wie er meine Gedanken las ... Es war wie ein Echo meiner eigenen Gedanken.
Rosalie stand hinter Alice und Esme und interessierte sich nicht wirklich für mich.
Mir gegenüber stand Carlisle, das Oberhaupt der Familie. Seine Gedanken waren rein ...
Ich wusste, dass zwei Mitglieder das Familie fehlten, aber das kümmerte mich erst mal nicht weiter.
"Warum bist du hier?", fragte mich Edward mit fester Stimme.
Obwohl er es bereits in meinen Gedanken gesehen hatte wollte er, dass ich es dem Rest der Familie erklärte.
"Euer Zusammentreffen mit den Volturi hat sich rumgesprochen. Seit geraumer Zeit spielte ich mit dem Gedanken, euch zu besuchen. Ich lebe schon so lange als Vegetarier und war immer alleine."
Ich stoppte kurz. Meine Gedanken huschten zu jener Zeit in London, wo ich nicht alleine war.
Schnell verdrängte ich die schmerzhafte Erinnerung.
Edward hatte sie in meinen Gedanken gesehen und zog die Stirn kraus.
"Es freut uns, einen Gleichgesinnten zu treffen.", sagte Carlisle freundlich.
Ich nickte ihm freundlich zu.
"Mich freut es auch sehr. Ich war immer allein mit meiner Einstellung. Im laufe der Jahre wurde es doch sehr einsam."
"Hast du es deswegen getan?", fragte Edward direkt.
Ich sah in seinen Gedanken, was er meinte. Er bezog sich auf jene schmerzende Erinnerung.
Carlisle schaute seinen Sohn etwas verwirrt an.
"Was meinst du, Edward?"
"Er hat vor einigen Jahren jemanden verwandelt und ihn später vernichtet.", erklärte Edward.
Ich hob die Hände, als die gesamte Familie mich eindringlich ansah und ich die Neugier und das Entsetzen in ihren Gedanken hörte.
"Ich habe ihn geliebt und er lag im Sterben.", sagte ich und schaute Edward wissend an. "Leider brachte die Verwandlung auch eine komplette Veränderung mit sich. Ich konnte ihn nicht überzeugen, dass menschliche Leben zu achten oder auch nur die Regeln zu befolgen."
Ich ließ den Kopf hängen und spürte den Schmerz in mit aufsteigen.
"Es reicht!", sagte Carlisle entschieden und blickte kurz zu Edward. "Du musst nicht weiter darüber sprechen."
Ich hob den Kopf wieder und schaute den blonden Arzt an.
"Es gab keine andere Möglichkeit. Die Volturi standen kurz davor einzugreifen. Das wollte - musste ich ihm ersparen."
Einen Augenblick sagte niemand etwas, dann nickte Edward. Er hatte den Schmerz in meinen Gedanken gesehen.
"Das ist doch alles ohne Bedeutung.", trällerte Alice und erhob sich vom Sofa. "Edmund ist gekommen um sich uns anzuschließen und wir stimmen dem zu. Ich hab es gesehen."
Ich schaute diesen begabten Vampir an. Sah die Vision in ihren Gedanken: Ich war ein Teil der Familie.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
"Das war nicht meine Absicht.", erklärte ich. "Ich bin nicht deswegen gekommen ... Nicht nur. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ja -"
Mehr als damit gespielt! Sonst hätte ich es nicht gesehen., hörte ich Alice Gedanken.
Edward verfolgte ebenfalls ihre Gedanken und legte den Kopf schief.
"Natürlich würde ich mich freuen, nicht mehr ganz allein zu sein.", erklärte ich in die Runde. "Es kommt mir so vor, als würde ich euch alle schon lange kennen. Das liegt natürlich daran, dass ich ebenfalls eure Gedanken hören kann. Das hat Edward euch ja schon gesagt. Aber ich bin nicht gekommen um mich aufzudrängen, dass versichere ich euch."
"Das wissen wird.", murmelte Edward.
"Das mit deiner Telepathie und dem Kram musst noch mal erklären.", sagte Emmett bellend.
Ich wand mich dem muskelbepackten Vampir zu.
"Ich kann, genau wie dein Bruder, Gedankenlesen. Jedoch geht es bei mir noch etwas weiter: Ich kann meine Stimme in deinen Kopf übertragen und von jenen, welche Gedanken mir vertraut sind, kann ich zukünftige Gedanken sehen. Es ist ähnlich wie bei Aro. Nur halt in die andere Richtung.", erklärte ich.
"Es ist wie eine Mischung aus meinem Talent und dem von Alice.", erklärte Edward kurz und knapp.
"Ah.", Emmett nickte. "Also noch so ein Freak! Das passt ja super in unsere Familie!", rief er dann und lachte bellend.
Muss das sein? Rosalies Gedanken waren plötzlich bei mir und ihre Abneigung überraschte mich.
"Möchtest du dich uns anschließen?", fragte Carlisle.
Ich mag ihn jetzt schon. Wie seltsam., fügte er in Gedanken hinzu.
Ich wartete einen Augenblick und überlegte.
Es war wahr. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Jedoch würde ich alles dafür geben, nicht mehr allein zu sein.
Als ich in die Runde schaute, sah ich Edward nicken.
Dann bin ich nicht mehr allein der Tot jeder Privatsphäre hier.
"Wenn ihr mich aufnehmen wollt, würde ich gerne bleiben.", sagte ich schließlich.
Carlisle lächelte mich an.
"Wir stimmen darüber ab.", sagte er und schaute in die Runde.
"Ich bin dafür.", sagte Edward.
"Ein Freak mehr.", sagte Emmett grinsend.
"Ich hab es gesehen. Also ja.", trällerte Alice.
"Noch ein Sohn.", sagte Esme strahlend.
"Sein Talent ist gewiss nützlich.", sagte Jasper trocken.
Rosalie sah ihre Familie an. "Wenn es denn sein muss.", grummelte sie.
Alle sahen jetzt Carlisle an.
"Natürlich sollten wir auch Bellas Meinung nicht übergehen.", erklärte er. "Aber ich würde mich sehr freuen, einen Gleichgesinnten aufnehmen zu dürfen."