Ich genoss die seichte Musik, welche Edward auf dem Piano spielte,
Jede Note nahm ich auf und horchte aufmerksam auf jede Veränderung in der Syntax.
Erst spielte er Esmes Lied, doch mit der Zeit änderte sich die Melodie zu etwas Unbekanntem.
Eine neue Komposition?, fragte ich denkend wohlwissend, dass mein begabter Sohn meine Gedanken hören konnte.
Alice, ein anderes meiner Kinder (ich nenne sie meine Kinder, da ich sie über die Maßen liebe, auch wenn wir biologisch nicht verwand sind), wuselte im Wohnzimmer hin und her. Wahrscheinlich hatte sie wieder einen ihrer berühmten Dekorationsanfälle.
Ich strich über das braune Haar meiner Frau Esme, welche ich im Arm hielt, und genoss das familiäre Zusammensein.
Manchmal fragte ich mich, womit ich dieses Glück verdient hatte?
Ich blickte zu Emmett und Rosalie, meine beiden übrigen Kinder, und konnte mir ein Seufzer kaum verkneifen. Oft rang ich mit meinen Entscheidungen, welche mir zu dieser wunderbaren Familie verholfen hatten.
Niemals hätte ich wissendlich einen Menschen, der noch eine andere Wahl gehabt hätte, zu dieser Existenz verdammt.
Zu der Existenz als Vampir.
Edward, den ersten den ich verwandelte, lag damals im sterben. Seine Eltern waren bereits beide gestorben und auch er hätte nicht überlebt.
Mit meiner Frau war es ähnlich gewesen. Sie hatte ihr Kind verloren gehabt und gleichfalls ihren Lebenswillen.
Rosalie ...
Rosalie war ein Thema für sich.
Auch sie wäre gestorben, hätte ich sie damals nicht verwandelt. Aber ich wusste, dass sie die meisten Probleme mit unserem Dasein hatte. Sie wünschte sich das Menschsein wie kein anderer und manchmal fraget ich mich, ob ich ihr einen Gefallen getan oder sie verdammt hatte. Vielleicht war ich deswegen so froh, das sie Emmett gefunden hatte. Und vielleicht hatte ich deswegen kaum gezögert, ihn für sie zu verwandeln als sie mir seinen sterbenden Körper gebracht hatte.
Alice und ihr Partner Jasper waren nicht von mir verwandelt worden.
Sie hatten uns, dank Alices Gabe, gefunden und gerne hatte ich sie in unsere Familie aufgenommen.
Als plötzlich Alice mitten in der Bewegung erstarrte und auch Edwards Hände über den Pianotasten verharrten, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
»Was siehst du?«, fragte ich Alice.
»Ein Vampir kommt zu uns.«, antwortete mir Edward statt ihrer.
»Wir bekommen Besuch?«, fragte ich etwas überrascht.
Wir erwarteten niemanden und Besuche unserer Freunde waren selten geworden.
Besteht Gefahr?, fügte ich in Gedanken hinzu.
Edward schüttelte sachten den Kopf.
»Er sucht eine neue Familie.«, erklärte nun Alice.
Ich stand auf und blickte meine beiden Kinder an.
»Dann sollten wir ihn willkommenheißen und abwarten, was sich ergibt.«
Ich warf einen Blick zu Alice, welche mich bereits angrinste.
Natürlich! Sie hatte bereits gesehen was kommen würde.
»Wir werden gemeinsam entscheiden. Als Familie.«, erklärte ich, als ich Rosalie leise knurren hörte.